Die Stadt Friedberg begibt sich mit frischem Blick auf eine historische Spurensuche in ihrer Altstadt. In einem gemeinsamen Projekt mit dem Landesamt für Denkmalpflege Hessen (LfDH) wird derzeit eine Städtebaulich-Denkmalpflegerische Aufnahme (SDA) für die Altstadt von Friedberg erstellt. In der vergangenen Woche wurden erste Ergebnisse der Untersuchung der interessierten Öffentlichkeit vorgestellt.
Was ist eine SDA?
Die SDA ist eine vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen entwickelte Methode zur vertieften Untersuchung historischer Stadt- und Ortskerne. Dabei werden, ausgehend von der aktuellen Denkmalausweisung, nicht nur Einzelgebäude und Ensembles, sondern auch Freiflächen, Platzsituationen und Sichtbeziehungen vor dem Hintergrund der gewachsenen Ortsstruktur betrachtet. Ziel der Untersuchung ist es, mit einem Gebäudekatalog und einer Karte der Kulturdenkmäler, erhaltenswerten und strukturbildenden Gebäude sowie Grünflächen eine fundierte und aktuelle Bestandsanalyse von der historischen Scheune über den erhaltenswerten Ortsrand bis hin zum alten Straßenpflaster zu erstellen.
Bestandsaufnahme der historischen Stadt
Mit der Bearbeitung der SDA Friedberg ist der Bau- und Kunsthistoriker Sebastian Gulden beauftragt. Er betrachtet unter anderem Plätze und Straßen von historischer Bedeutung wie etwa die Kaiserstraße oder das Burgareal, historische Nebengebäude wie Remisen oder Scheunen, historisch bedeutsame Grün- bzw. Freiflächen wie die Seewiese. Auch kleinere Objekte wie Brunnen, Mauern, Zäune oder Tore, die das frühere Bauen und Leben in Friedberg dokumentieren, werden erfasst. Ein besonderer Themenschwerpunkt liegt auf Bauten und Denkmälern des jüdischen Lebens.
Grundlage für Konzepte zum Erhalt
„Die Städtebaulich-Denkmalpflegerische Aufnahme ist ein wichtiger Schritt, um die aktuellen Themen und Herausforderungen, die wir in der Friedberger Altstadt haben, nachhaltig anzupacken“, so Bürgermeister Kjetil Dahlhaus. Die Ergebnisse der Untersuchung werden ermöglichen, Konzepte für den Erhalt der historisch gewachsenen Altstadt zu erarbeiten. „Eine SDA kann beispielsweise für die Bewerbung zur Aufnahme in Förderprogramme oder die Entwicklung von Quartierskonzepten genutzt werden,“ erläuterte Landeskonservatorin Dr. Verena Jakobi. „Auf jeden Fall erleichtert und beschleunigt sie die Bearbeitung bau- und denkmalrechtlicher Genehmigungen, da in Text und Katalog schnell nachgeschaut werden kann, wo die Werte und Qualitäten der historischen Altstadt liegen – und wo es größere Spielräume gibt“.
Aktuelle Herausforderungen und Themen
Im Anschluss an die Projektvorstellung waren die etwa 50 anwesenden Interessierten aufgefordert, mit Hinweisen, Erinnerungen und Ideen zur SDA beizutragen und ihr Wissen einzubringen. Dieser Aufruf zur Beteiligung wurde ebenso genutzt wie die Möglichkeit, Fragen zu stellen.
Einige Bürgerinnen und Bürger benannten aktuelle Probleme in der Friedberger Altstadt wie Leerstand, Sanierungsstau oder problematische Werbe- und Schaufensteranlagen. „Die komplexe Problemlage ist uns bewusst – und wir möchten sie angehen. Dies kann nur gemeinsam und im Austausch mit weiteren beteiligten Behörden sowie mit den Eigentümer*innen und Bewohner*innen der Friedberger Altstadt gelingen“ erklärte Hanna Rentschler vom Amt für Stadtentwicklung, Liegenschaften und Rechtswesen (AfSLuR), das zu der Informationsveranstaltung eingeladen hatte. „Die SDA bietet uns für dieses Vorhaben sowohl inhaltlich, als zentraler Baustein der Grundlagenermittlung, als auch durch die vertiefte Zusammenarbeit mit den denkmalfachlichen Stellen eine gute Basis, um die Entwicklung der Altstadt in den kommenden Jahren gesamtheitlich in Angriff zu nehmen“.
Wie geht es weiter?
Welch wertvollen Beitrag die Beteiligung leisten kann, zeigte sich bereits am Abend der Veranstaltung. So konnten die Eigentümer*innen einer beispielhaft gezeigten Immobilie anhand mitgebrachter Planzeichnungen über die originale Gestaltung einer Fassade aufklären. Die Bearbeitung der SDA Friedberg wird voraussichtlich im Frühjahr 2025 abgeschlossen sein. Bis dahin können weiterhin Informationen, Bilder und Geschichten via Mail an isek@friedberg-hessen.de oder postalisch an das AfSLuR übermittelt werden und somit Eingang in die SDA finden. Die Ergebnisse sollen dann in einer Abschlusspräsentation der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Link Städtebauliche Denkmalpflege:
https://denkmal.hessen.de/bau-und-kunstdenkmalpflege/staedtebauliche-denkmalpflege
(vlnr.) Sebastian Gulden, Hanna Rentschler (AfSLuR Friedberg), Hanna Dornieden und Verena Jakobi (beide Landesamt für Denkmalpflege Hessen)